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Co-Sleeping: Soll mein Baby im Elternbett schlafen?

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Wenn man sich ein wenig in der Welt umschaut, stellt man fest, dass in vielen Kulturen das gemeinsame Schlafen von Mutter und Kind in einem Familienbett auch heute noch gang und gäbe ist. Besonders im asiatischen Raum verbringen kleine Kinder die Nacht im elterlichen Bett. Bei uns hat diese Tradition nachgelassen. Nicht zuletzt deshalb, weil junge Mütter unsicher sind, ob das sogenannte Co-Sleeping, den Kindern möglicherweise schadet.

von Jutta Baur

Für Sarah war es von Anfang an klar: Wenn ihr Baby auf der Welt wäre, sollte es – zumindest für eine Weile – mit im Elternbett schlafen. So könne sich der Säugling geborgen und beschützt fühlen. Außerdem würde die Nähe beim nächtlichen Stillen helfen.

Doch kaum erzählte Sarah Freunden und Familie von ihrem Vorhaben des Co-Sleepings, hagelte es auch schon jede Menge Warnungen. Sie würde das Kind verziehen, sagt man ihr. Das Kleine gewöhne sich daran, die Mutter stets neben sich zu haben und würde auch später nicht im eigenen Bett schlafen wollen. Zudem steige die Gefahr für den Plötzlichen Kindstod. Von der Belastung für die Ehe ganz zu schweigen.

Sarah war schließlich komplett verunsichert. Was ist dran, an den Bedenken? Kann es tatsächlich geschehen, dass sie ihr Baby erdrückt? Erleidet ein Säugling im elterlichen Bett häufiger einen Atemstillstand, der zum plötzlichen Kindstod führt? Und wie gewöhnt man ein Kind daran, später alleine zu schlafen?
 

Nähe verbindet

Die meisten Erziehungswissenschaftler stimmen darin überein, dass es zu den Urbedürfnissen eines Säuglings gehört, so nahe wie möglich bei der Mutter zu sein. Dort spürt er die Wärme, die er braucht und fühlt sich sicher. Darüber hinaus erfährt der kleine Erdenbürger Hautkontakt und damit Sinnesreize. Das fördert die Bindung zu beiden Elternteilen.

Zusätzlich, das hat eine amerikanische Untersuchung ergeben, hilft die Innigkeit beim Stillen. Kinder, die im Bett der Mutter schlafen, werden laut der Studie, im Laufe einer Nacht doppelt so oft gestillt, als solche, die im eigenen Kinderbett untergebracht sind. Besonders erstaunlich ist, dass sich die Mütter morgens nicht an alle Stillvorgänge erinnern können. Das zeigt, wie intuitiv sich Mutter und Kind aufeinander einstellen. Für Sie als Mutter bedeutet dies eine enorme Entlastung. Schließlich sind die ersten Monate mit dem Baby extrem anstrengend. Sie muss zum Füttern immer wieder aufstehen. An einen geregelten Nachtschlaf ist nicht zu denken. Beim Co-Sleeping geht es weitaus entspannter zu.
 

Plötzlicher Kindstod durch Co-Sleeping?

Bis vor einiger Zeit wurde dieses Thema unter Experten sehr kontrovers diskutiert. Nicht zuletzt deswegen, weil man noch recht wenig zu den genauen Ursachen sagen kann. Es gibt einige Hinweise darauf, warum ein Baby plötzlich aufhört zu atmen. Gesicherte und damit belastbare Ergebnisse liegen jedoch bis heute nicht vor.
Fakt ist: Die Kinder von Raucherinnen habe ein erhöhtes Risiko. Darüber hinaus scheinen Überwärmung und die Lagerung des Säuglings einen Einfluss auf die Gefährdung zu haben. Für das gemeinsame Schlafen im Elternbett, sollte man dies unbedingt berücksichtigen.
Fakt ist aber auch, dass man nicht nachweisen kann, ob ein Baby nicht auch ohne Co-Sleeping einen Atemstillstand erlitten hätte und ob nicht zahlreiche Kinder gerade durch das Schlafen im Elternbett einem Plötzlichen Kindstod entgangen sind. Forschungen darüber sind praktisch unmöglich.

Eltern, die sich entschließen, zusammen mit ihrem frischgebackenen Nachwuchs im Bett zu schlafen, sollten einige Empfehlungen beherzigen:

  • Als Raucher/in sollten Sie grundsätzlich auf Co-Sleeping verzichten.
  • Haben Sie Alkohol getrunken oder Schlafmittel eingenommen, nächtigt ihr Baby sicherer im eigenen Bett.
  • Achten Sie auf eine glatte Unterlage. Wasserbetten, Sofas oder ähnlich weich gepolsterte Flächen sind ungeeignet. Die beste Wahl ist eine flache, feste Matratze ohne Spalten zwischen Wand oder Möbeln. Spalten und Ritze im oder am Bett sind für Kinder enorm gefährlich. Mit dem Kopf hineingerutscht haben Babys keine Chance, sich selbst zu befreien. Es besteht Erstickungsgefahr.
  • Legen Sie Ihr Kind immer auf den Rücken. Bauch- und Seitenlage haben sich als riskant erwiesen. Mund und Nase könnten sich in die Unterlage drücken und verschließen. Ärzte gehen derzeit davon aus, dass auch erneut eingeatmete Luft den Plötzlichen Kindstod begünstigt. Daher ist es wichtig, dass der Säugling frei Ein- und Ausatmen kann.
  • Decken Sie Ihr Baby nicht zu. Zuviel Wärme scheint in Bezug auf den Plötzlichen Kindstod relevant zu sein. Passende Schlafsäcke für Säuglinge haben sich sehr gut bewährt. Das Kind liegt darin sicher und kann nicht unter eine Decke rutschen. Da der Wärmeaustausch auch über den Kopf stattfindet, sind Mützen überflüssig.
  • Kuscheltiere gehören nicht ins Bett. Dies gilt übrigens auch für das eigene Babybettchen der Kleinen.
  • Lassen Sie Ihr Kind nie alleine im großen Bett schlafen.
  • Vermeiden Sie selbst Nachtwäsche mit langen Bändern oder anderen Details, die dem Baby gefährlich werden könnten. Gehen Sie ohne irgendwelchen Schmuck zu Bett.
  • Haustiere dürfen nicht im Bett mit Ihrem Baby schlafen.

Einen allgemeingültigen Ratschlag zum Co-Sleeping im Familienbett in Hinsicht auf den Plötzlichen Kindstod kann man definitiv nicht geben. Selbst wenn die Gefahr gering ist, so wird sich niemand im Ernstfall von Schuldgefühlen frei sprechen können. Das Familienbett bleibt also in der Verantwortung der Eltern.

Als Ausweg aus dem Dilemma könnten sogenannte Anstellbettchen dienen. Sie sind ähnlich, wie normale Gitterbetten konzipiert, haben aber eine Seite frei von Begrenzungen. Diese Seite wird fest am Elternbett angebracht. Mit einer geeigneten Matratze versehen, entsteht dadurch ein Kinderbett, in dem das Baby beinahe genauso nah an der Mutter schläft, wie im großen Bett. So vereinen sich die Vorteile des Co-Sleepings im ursprünglichen Sinn mit den notwendigen Sicherheitsaspekten.
 

Video: Warum Co-Sleeping manchmal auch No-Sleeping ist

 

Einmal Familienbett – immer Familienbett?

Diese Sorge können Sie getrost vergessen. Abgesehen davon, dass ein Baby tagsüber in seinem eigenen Bett oder seiner Wiege schläft, kann man ein Kind später langsam daran gewöhnen, auch die Nacht im Kinderbett zu verbringen. Den eigenen Schlafplatz im Elternschlafzimmer und später die geöffnete Türe zum Kinderzimmer wären ein paar Tricks, um die Umgewöhnung zu erleichtern.
 

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